Lerneinheiten

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden setzen sich unter anderem mit Hilfe eines Quiz mit rechtsextremen Einstellungsmustern auseinander und erarbeiten, wie zivilgesellschaftliche Initiativen sich als Teil der wehrhaften Demokratie für Pluralismus und Vielfalt einsetzen.

Ziel

Auseinandersetzung mit rechtsextremen Einstellungsmustern; Kennenlernen von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen

Altersgruppe

ab 14 Jahren

Dauer

160 Minuten

Ablauf und Methoden

  • 30 Minuten – Rechtsextremismus (Medieninput)
  • 45 Minuten – Kahoot Quiz (aktive Medienarbeit, Gruppenarbeit)
  • 40 Minuten – Leipziger Autoritarismus-Studie (Plenum, Medieninput)
  • 45 Minuten – Recherche zivilgesellschaftlicher Akteure (Gruppenarbeit, aktive Medienarbeit)

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Vorbereitung 

Hintergrundwissen

Zur Vorbereitung sollten sich die anleitenden Personen einen Überblick darüber verschaffen, was unter Rechtsextremismus zu verstehen ist. Der folgende Artikel gibt einen Einblick in verschiedene Definitionen:

Im Artikel wird folgende Konsensdefinition benannt, der wir hier folgen:

„Der Rechtsextremismus ist ein Einstellungsmuster, dessen verbindendes Kennzeichen Ungleichwertigkeitsvorstellungen darstellen. Diese äußern sich im politischen Bereich in der Affinität zu diktatorischen Regierungsformen, chauvinistischen [also nationalistischen] Einstellungen und einer Verharmlosung bzw. Rechtfertigung des Nationalsozialismus. Im sozialen Bereich sind sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen.“

Eine Übersicht über ideologische Bestandteile des Rechtsextremismus und ein gut verständlicherArtikel zum Thema finden sich auf der Webseite von Belltower News:

Einige Zahlen rund um das Thema Rechtsextremismus finden sich hier:

Vor der Durchführung der Lerneinheit sollte sich das Quiz inklusive der richtigen Antworten nochmal angesehen und durchgespielt werden. Für die Nachbereitung des Quiz empfehlen wir eine kurze Recherche zur „Leipziger-Autoritarismus Studie 2020: Autoritäre Dynamiken Alte Ressentiments – neue Radikalität“ (siehe Material).

Technik

  • Computer/Laptop
  • Beamer/Smartboard/Projektionsfläche
  • Tablets oder eigene Smartphones der Teilnehmenden
  • Internet

Material

Die verlinkten Videos können im Vornherein heruntergeladen oder vor Ort über YouTube gezeigt werden.

Für die Abfrage des Wissensstands schlagen wir zwei unterschiedliche Online-Tools vor, die beide nur auf Englisch verfügbar sind: Mentimeter und answergarden. Mentimeter erfordert eine (kostenfreie) Registrierung, bietet im Anschluss aber den Vorteil, dass Umfragen gespeichert werden und damit immer wieder aufrufbar sind. Außerdem kann hier ein QR-Code erstellt werden, über den die Umfrage abgerufen werden kann. Answergarden funktioniert ohne Login und ist dadurch schneller erstellbar, die Umfragen bleiben jedoch nicht erhalten. Hier kann die Umfrage nur per Link geteilt werden.

Die Umsetzung des Quiz wird im entsprechenden Teil näher erläutert, hier ist es wichtig, die zwei nötigen Links bereitzuhalten.

Ausgewählte Umfragewerte aus der Leipziger Autoritarismus-Studie (Seiten 35 und 36):

Antwortkategorie
(Angaben in Prozent)

lehne völlig ab

lehne überwiegend ab

stimme teils zu, teils nicht zu

stimme überwiegend zu

stimme voll und ganz zu

Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.

44,9

16,8

21,2

10,2

6,9

Wie in der Natur sollte sich in der Gesellschaft immer der Stärkere durchsetzen.

49,6

24,2

18,6

5,8

1,9

Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen.

24,7

15,9

31,0

16,9

11,5

Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.

42,8

22,3

24,6

6,9

3,4

Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen.

49,6

18,0

21,4

8,0

3,0

Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung weit übertrieben worden.

55,8

19,9

17,9

4,3

2,1

Die Juden arbeiten mehr als anderen Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen.

50,5

22,0

19,9

4,7

2,8

Das oberste Ziel der deutschen Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht.

34,4

21,6

26,9

11,9

5,3

Es gibt wertvolles und unwertes Leben.

68,5

12,5

12,8

3,7

2,4

Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.

28,4

18,8

27,2

14,6

11,0

Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten.

56,5

18,5

19,6

3,4

2,1

Durchführung

Was ist Rechtsextremismus? (Plenum, aktive Medienarbeit, Medieninput)

Die vorbereitete Umfrage (Mentimeter oder answergarden) mit der Frage „Was ist Rechtsextremismus?“ wird an die Wand oder auf das Smartboard projiziert. Die Teilnehmenden werden gebeten, über ihre Smartphones oder bereitgestellte technische Geräte jeweils drei Begriffe zu nennen, die ihnen dazu einfallen. Dazu bekommen sie maximal fünf Minuten Zeit.

Alternativ kann die Frage auch im Plenum gestellt werden und die Teilnehmenden schreiben sich in Stillarbeit drei Einfälle auf, bevor sie dann gemeinsam zum Beispiel an einer Tafel zusammengetragen werden.

Die Ergebnisse werden anhand der folgenden Fragen kurz gemeinsam besprochen (10 Minuten):

  • Kann jemand anhand der Ergebnisse erklären, was Rechtsextremismus ist?
  • Welche Bedeutung hat Rechtsextremismus für die deutsche Geschichte?
  • Welche Überzeugungen haben Rechtsextreme?
  • Gibt es offene Fragen?

Anschließend ergänzen die Teamenden eventuell fehlende grundlegende Inhalte zum Thema Rechtsextremismus, falls sie nicht genannt wurden:

Gemeinsam wird im Plenum das Erklärvideo „Was ist Rechtsextremismus?“ (siehe Material) angesehen. Die Teilnehmenden werden aufgefordert, den Inhalt in eigenen Worten wiederzugeben, Gesprächsbedarf sowie offene Fragen werden adressiert. 

Kahoot-Quiz (aktive Medienarbeit, Gruppenarbeit)

Die Teilnehmenden werden jetzt in Kleingruppen von bis zu vier Personen aufgeteilt und das AntiAnti-Rechtsextremismus-Quiz gestartet. Dazu werden die beiden Links (Admin-Link und Link für Teilnehmende) benötigt, die im Material aufgeführt sind.

Auf dem Computer, der zur Präsentation genutzt wird, wird dazu der im Material angegebene Admin-Link aufgerufen und oben rechts „play as guest“ ausgewählt. Im folgenden Bildschirm wird der „TeamMode“ gewählt und es öffnet sich die Intro-Seite zum Quiz mit einem Code, mit dem sich nun die Teilnehmenden durch das Öffnen des Teilnehmenden-Links und die Eingabe des angezeigten Codes als Teams anmelden können.

Jedes Team gibt sich einen eigenen Namen. Wenn alle Teilnehmenden bereit sind, beginnt das Quiz. Nacheinander werden die Fragen aufgerufen. Jedes Team hat dann 60 Sekunden Zeit, sich für eine Antwort zu entscheiden. Bevor es mit der nächsten Frage weitergeht, werden die Teams gefragt, wieso sich für ihre jeweiligen Antworten entschieden haben und ob es Fragen zu den Begrifflichkeiten oder der Frage gibt. Insgesamt sind es 15 Fragen mit sieben verschiedenen Antwortmöglichkeiten, die allesamt Bestandteil rechtsextremer Einstellungsmuster sind und im Glossar erklärt werden.

    1. Rassismus/Ethnopluralismus
    2. Autoritäres Denken
    3. Antisemitismus
    4. Völkischer Nationalismus
    5. Sozialdarwinismus
    6. NS-Verherrlichung/Verharmlosung
    7. Biologismus

Für jede Frage und die Geschwindigkeit ihrer Beantwortung gibt es Punkte, die nach jeder Frage angezeigt werden. Am Ende gewinnt das Team mit den meisten Punkten.

Nach Abschluss des Quiz und der Beantwortung offener Fragen sollte eine kurze Pause eingelegt werden.

Leipziger Autoritarismusstudie (Plenum)

Zum Verständnis des angefügten Materials zur Leipziger Autoritarismusstudie wollen wir vorab die Interpretation der Zustimmungswerte erläutern. Wir schließen uns der Bewertung der Autor*innen der Studie an, dass „stimme teils zu, teils nicht zu“ als latente Zustimmung zur Aussage bewertet werden kann, da sie eine Unentschiedenheit zugibt und sich partiell zum Inhalt der rechtsextremen Aussagen bekennt“.

Für die Einleitung des letzten Teils der Lerneinheit wird die vielen Fragen des Quizzes zugrundeliegende Leipziger Autoritarismusstudie besprochen (siehe Material).

Es werden einige Aussagen des Materials vorgelesen und die entsprechenden Zustimmungswerte (inkl. der latenten Zustimmung „stimme teils zu, teils nicht zu“) vorgetragen. Im Plenum wird gemeinsam mit den Teilnehmenden dann überlegt, was diese Zahlen bedeuten könnten. Folgende Leitfragen können dabei unterstützen:

  1. Wie würdet ihr die teils hohen Zustimmungswerte für rechtsextreme Aussagen interpretieren? Was kann das bedeuten?
  2. Woher kommt es, dass sich viele für „stimme teils zu, teils nicht zu“ als Antwortoption entscheiden?
    1. Sozial erwünschtes Antwortverhalten
    2. Rechtsextreme Positionen sind zu gewissem Grade noch ein Tabu
  3. Bei diesen nennenswerten Zustimmungswerten für einzelne rechtsextreme Aussagen: Kann von Rechtsextremismus als einem reinem Randphänomen ausgegangen werden?

Nach der Besprechung der Zustimmungswerte wird im Plenum der folgende Beitrag des ARD-Politikmagazins Monitor: „Wie der Extremismus aus der Mitte die Demokratie gefährdet – MONITOR“ angesehen. Im Video wird auf rechtsextreme Gewaltverbrechen und die Verbreitung rechtsextremer Positionen bis in die Mitte der Gesellschaft eingegangen.

Zur kurzen gemeinsamen Besprechung des Videos sollten zunächst Verständnisfragen geklärt werden. Leitfragen für das anschließende Plenum lauten:

  1. Worum geht es in dem Video?
  2. Welchen Zusammenhang hat das Video mit den besprochenen Aussagen?
  3. Was ist der „Extremismus der Mitte“ – wer kann das nochmal in eigenen Worten wiedergeben?
  4. Was kann die demokratische Gesellschaft tun, um dem „Extremismus der Mitte“ entgegenzutreten?

Mit der letzten Frage wird aus der Diskussion in die letzte Phase der Lerneinheit übergeleitet.

Recherche zivilgesellschaftlicher Akteure (Gruppenarbeit, aktive Medienarbeit)

Im letzten Abschnitt geht es um die aktive Auseinandersetzung mit zivilgesellschaftlichem Engagement und entsprechenden Akteur*innen. Grundlage hierfür ist der wesentliche Anteil, den aktive Bürger*innen daran haben, dass die demokratische Gesellschaft mit Leben gefüllt und ihre Werte verteidigt werden. Sie sind ein elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft und basieren zu einem Großteil auf Ehrenamt oder geförderten bzw. spendenfinanzierten gemeinnützigen Vereinen.

Die Teilnehmenden werden im Plenum gefragt, ob sie wissen, was „Zivilgesellschaft“ bedeutet und ob ihnen Beispiele für Akteur*innen einfallen. Es werden Ideen gesammelt und gemeinsam überlegt, wofür und wogegen sich Zivilgesellschaft einsetzt.

Nach dem gemeinsamen Brainstorming werden die Teilnehmenden in 3–5 Kleingruppen aufgeteilt und bekommen die Aufgabe, sich eine*n zivilgesellschaftliche*n Akteur*in herauszusuchen und 15 Minuten dazu zu recherchieren. Die Teilnehmenden  können verfügbare technische Geräte oder ihre eigenen Smartphones benutzen.

Folgende Fragen sollten die Teilnehmenden in der Gruppe beantworten

  • Wofür oder wogegen setzen sie sich ein?
  • Welche Geschichte haben sie?
  • Wie arbeiten sie?

Zum Ende entscheidet die Gruppe, wer von ihnen das Beispielin einem kurzen Vortrag im Plenum vorstellt. Falls es einen kreativen Anstoß braucht, können beispielsweise folgende Vereine und Akteur*innen vorgeschlagen werden:

  • Unteilbar
  • Amnesty Deutschland
  • Berlin gegen Nazis
  • Reporter Ohne Grenzen
  • GreenPeace
  • Naturschutzbund
  • Gesicht zeigen!
  • Zentrum für Demokratie und Zivilgesellschaft
  • Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin
  • Omas gegen Rechts
  • Aufstehen gegen Rassismus
  • Berliner Tafel
  • Pro Asyl

Nachdem alle Gruppen ihre zivilgesellschaftlichen Akteur*innen vorgestellt haben, wird final nochmal im Plenum gefragt, wer sich irgendwo engagiert und es teilen möchte, beziehungsweise wer es sich vorstellen könnte und wenn ja wofür. Abschließend werden offene Fragen beantwortet.