Lerneinheiten

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden befassen sich mit dem Thema Diskriminierung und lernen verschiedene Diskriminierungsformen kennen. Sie erstellen in eigener Recherche einen Überblick über deren Erscheinungsformen.

Ziel

Auseinandersetzung mit verschiedenen Erscheinungsformen von Diskriminierung und gesellschaftlichen Machtverhältnissen; Umgang mit Diskriminierungen im Alltag.

Altersgruppe

ab 14 Jahren

Dauer

120 Minuten

Ablauf und Methoden

  • 30 Minuten – Wissensabfrage und Einstieg ins Thema Diskriminierung (Plenum)
  • 15 Minuten – „Rassismus begegnen“ (Videoinput und Diskussion)
  • 75 Minuten – Recherche zu Diskriminierungsformen (Gruppenarbeit und aktive Medienarbeit)

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Vorbereitung 

Hintergrundwissen

Um diese Lerneinheit anzuleiten, ist es notwendig, ein Verständnis für Mechanismen und Erscheinungsformen von Diskriminierung zu haben. Für die Auflistung von Diskriminierungsformen gibt es keinen allgemeingültigen Standard, sondern unterschiedliche Quellen, die jedoch in der Regel sehr ähnlich sind. Eine Liste ist im unten verlinkten Glossar Diskriminierungsformen zu finden. Auf normativer und rechtlicher Ebene können das Berliner Landes-Antidiskriminierungsgesetz (LADG) und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz des Bundes (AGG) als Grundlagen herangezogen werden. Das PDF “Antidiskriminierungsstelle: Was ist rechtlich eine Diskriminierung?” vertieft die rechtliche Dimension von Diskriminierung.

Technik

  • 1 Tablet oder Desktopcomputer pro Arbeitsgruppe (3–5 Teilnehmende)
  • 1 Beamer (plus Adapter)
  • Internet/W-LAN

Material

Für den Videoinput wird der YouTube-Link oder eine heruntergeladene Version des Videos benötigt.

Für die Abfrage des Wissensstands schlagen wir zwei unterschiedliche Online-Tools vor, die beide nur auf Englisch verfügbar sind: Mentimeter und answergarden. Mentimeter erfordert eine (kostenfreie) Registrierung, bietet im Anschluss aber den Vorteil, dass Umfragen gespeichert werden und damit immer wieder aufrufbar sind. Außerdem kann hier ein QR-Code erstellt werden, über den die Umfrage abgerufen werden kann. Answergarden funktioniert ohne Login und ist dadurch schneller erstellbar, die Umfragen bleiben jedoch nicht erhalten. Hier kann die Umfrage nur per Link geteilt werden. 

Die Umsetzung des Quiz wird im entsprechenden Teil näher erläutert, hier ist es wichtig, die zwei nötigen Links bereitzuhalten.

Durchführung

Wissenabfrage und Input zu Diskriminierung (Plenum und Einzelarbeit)

Die Teamenden zeigen per Projektion die vorbereitete Umfrage mit der Frage „Was fällt euch zu Diskriminierung ein?“ im Plenum. Sie geben den Teilnehmenden Link/QR-Code und fordern sie auf, über eigene Smartphones oder bereitgestellte Geräte jeweils drei Begriffe zu nennen, die ihnen assoziativ dazu einfallen. Sie weisen darauf hin, dass es keine falschen Antworten gibt und doppelte Einträge erwünscht sind. Nach fünf Minuten endet die Einzelarbeit und die Umfrage wird kurz ausgewertet. Die Teamenden fassen aus ihrer Perspektive zusammen, was ihnen auffällt und geben den Teilnehmenden anhand folgender Leitfragen die Möglichkeit, sich dazu zu äußern:

  • Welche Begriffe erscheinen euch besonders wichtig?
  • Wie würdet ihr das Wort Diskriminierung auf dieser Grundlage definieren?
  • Was interessiert euch besonders am Thema Diskriminierung?

Alternativ zur technischen Umsetzung mit einer digitalen Umfrage kann die Frage „Was fällt euch zu Diskriminierung ein?“ auch im Plenum gestellt werden. Die Teilnehmenden schreiben dann in Stillarbeit drei Stichworte auf und präsentieren sie im Anschluss kurz. Um die Begriffe als Gesprächsgrundlage sichtbar zu machen, werden sie wahlweise in die Mitte des Stuhlkreises gelegt oder an eine Wand geklebt. Die oben genannten Leitfragen werden auch hier gestellt.

Diskriminierung am Beispiel Rassismus (Plenum und Videoinput)

Anschließend schauen alle im Plenum ein kurzes Video zum Thema Rassismus.

YouTube-Kanal Bundeszentrale für politische Bildung: Rassismus Begegnen, (zuletzt abgerufen am: 25.11.2020)

Die Teilnehmenden können jetzt Fragen zum Video stellen und werden gebeten, es kurz in eigenen Worten zusammenzufassen und zwei bis drei im Video genannte Beispiele für Rassismus zu benennen. Dann fragen die anleitenden Personen ab, welche anderen Formen von Diskriminierung des Teilnehmenden bekannt sind. Diese Sammlung muss nicht abschließend sein, da sie nur Vorbereitung für die anschließende Recherche ist.

Diskriminierungsrecherche (Gruppenarbeit und aktive Medienarbeit)

Danach werden sie in Kleingruppen eingeteilt, jede Gruppe bekommt ein Tablet beziehungsweise Desktopcomputer, Moderationskarten und einen Zettel mit einer Diskriminierungsform. Wenn nicht genug Gruppen für alle Zettel da sind, können pro Gruppe auch mehrere vergeben werden. Verbunden wird damit der folgende Arbeitsauftrag (30 Minuten):

„Tauscht euch zu der Diskriminierungsform aus und recherchiert zu den folgenden Fragen. Nutzt für die Recherche das Internet, schreibt euch auf, wo ihr eure Informationen herbekommt. Falls ihr einen kurzen Text oder ein kurzes Video findet, stellt sie gerne vor. Macht euch Notizen zu den Antworten. Schreibt zu jeder Frage die Antwort auf eine neue Moderationskarte.“

  • Aufgrund welcher Eigenschaften wird diskriminiert?
  • Welche Menschen werden diskriminiert?
  • Welche Menschen sind nicht von dieser Diskriminierungsform betroffen?
  • Fallen euch Beispiele für die Diskriminierung ein?

Nach der Gruppenarbeit kommen wieder alle im Plenum zusammen. An die Tafel/Smartboard/Pinnwand wurde inzwischen von den Teamenden die folgende Tabelle angebracht:

Diskriminierungsform

Eigenschaften

Betroffene

Privilegierte

       

Rassismus

Hautfarbe, Herkunft

Nicht-Weiße, Menschen mit Migrationserfahrung, “nicht-deutsche” Namen

Weiße, Herkunftsdeutsche

In dieser Tabelle werden nacheinander die Ergebnisse der Gruppenarbeit zusammengetragen. Dabei sollte Raum für Nachfragen und persönliche Erfahrungen der Teilnehmenden sein. Wichtig ist, dass auf einen respektvollen Umgang geachtet wird und diskriminierende Aussagen nicht reproduziert werden. Es sind immer potenziell Betroffene dabei, für die die einzelnen Themen und Beispiele belastend sein könnten.

Für eine anschließende kurze Diskussion werden folgende Leitfragen gestellt:

  • Wer ist in Deutschland nicht von Diskriminierungen betroffen und dadurch privilegiert? 
  • Was denkt ihr, warum gibt es Diskriminierung überhaupt?
  • Beobachtet ihr Diskriminierung in eurem Alltag oder euren SocialMedia-Feeds? Was könnte man dagegen tun?

Einordnung (Plenum)

In der Diskussion wird deutlich, dass nicht alle gleichermaßen von Diskriminierung betroffen sind, sondern in einem gesellschaftlichen Kontext stets eine Gruppe als „normal“ und dadurch privilegiert angesehen wird. Es besteht also ein Muster, das im deutschen Kontext bestimmte Mensche bevorzugt, also Weiße, heterosexuelle, Männer, Wohlhabende. Das Privileg, nicht für die eigene Identität abgewertet und ausgeschlossen zu werden, macht es leichter, die Perspektiven Anderer nicht zu sehen und sich wie selbstverständlich überlegen zu fühlen.

Dabei geht es bei Diskriminierung nicht nur um Ignoranz und der Angst vor Unbekanntem. Diskriminierung und Machtverhältnisse sind keine zufälligen gesellschaftlichen Produkte sondern erfüllen oder erfüllten historisch Funktionen – beispielsweise die Schaffung von Trennlinien zur Herrschaftssicherung oder die Wahrung von (materiellen) Interessen: in der extremsten Form im Zusammenspiel Rassismus und Sklaverei führt Diskriminierung zur Verfügungstellung von günstiger Arbeitskraft. So werden mit Hilfe von Diskriminierung Privilegien, also Vorteile und Machtpositionen erhalten und gefördert. Rassistische strukturelle Diskriminerung führt noch heute, neben Gewalterfahrungen, zur Ausgrenzung der Diskriminierten auf verschiedenen Ebenen. Zum Beispiel auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt oder zur Anwerbung schlecht bezahlter und behandelter ausländischer Arbeitskräfte in Fleischfabriken, der Landwirtschaft oder auf Baustellen. So wird deutlich, dass „Rassismus gegen weiße Deutsche“ in Deutschland faktisch und historisch nicht existieren kann, denn sie haben keine andauernde, strukturelle Abwertung und Benachteiligung in ihrer Lebenswelt zu befürchten. Situationen, in denen ansonsten privilegierte Menschen abgewertet werden, beschreiben daher nur eine situative Benachteiligung oder eine Beleidigung, sind aber nicht mit Diskriminierung gleichzusetzen. Diskriminierung ist nicht trennbar vonn historischen und gesellschaftlichen Herrschafts- und Machtverhältnissen.

Mit der letzten Frage kann eine abschließende, offene Diskussion darüber geführt werden, wie alltäglicher Diskriminierung online und offline begegnet werden kann. 

Folgende Tipps zum Umgang mit Diskriminierung können zu den Vorschlägen der Teilnehmenden ergänzt werden:

  • Sich selbst und Betroffene schützen
  • Sich mit Betroffenen solidarisieren 
  • Haltung zeigen, um Beteiligten und dem Umfeld eine klare Position zu signalisieren
  • Fehlverhalten bei Polizei oder Lehrkräften melden und/oder anzeigen
  • Beiträge melden oder Accounts blockieren

Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit Handlungsoptionen angesichts alltäglichen Diskriminierungen ist unter Anschlüsse und Varianten die Methode Aktiv gegen Diskriminierung verlinkt.

Anschlüsse und Varianten

Zum Umgang mit Diskriminierungen mit Schwerpunkt online kann die Methode <Aktiv gegen Diskriminierung> angeschlossen werden.