Postfaktualismus/Postfaktizität

Postfaktualismus /Postfaktizität beschreibt die gänzliche Ablehnung eines metaphysischen Wahrheitsbegriffs und trennt Wahrheit und Wirklichkeit voneinander ab. Im Postfaktualismus kommt Wahrheit eine rhetorische Funktion zu, in der Nutzen und Werte eine vorrangige Stellung gegenüber Tatsachen einnehmen. Postfaktualismus kann sich motivational zeigen, z.B. als Strategie postfaktischer Politik, in der die Auslegung von Tatsachen je nach politischem Ziel angepasst wird. Dabei verläuft die Linie nicht zwischen Wahrheit und Falschheit, sondern zwischen dem „Eigenen und dem Anderen“: Wahr ist folglich, was für wahr gehalten wird und wer die Macht dazu hat, kann seine eigene Wahrheitsauffassung nach eigens gesetzten Regeln durchsetzen (vgl. Zoglauer 2020: 34f.) Die Oxford Dictionaries definieren das englische Äquivalent post-truth als: „relating to circumstances in which people respond more to feelings and beliefs than to facts”